Bonjour à tout le monde!

Ein herzliches Hallo an alle Freunde und Interessierte!

Auf diesem Blog berichten wir, Anna und Ellen, regelmäßig über unsere Erfahrungen an der Côte d'Ivoire.

Viel Spaß beim Lesen :)

Mittwoch, 28. Juli 2010

Rehazentren und andere Dinge

Gestern sind wir nach Dar es Salaam gefahren, weil wir mal sehen wollten, wie der Garten gedeiht. Und tatsaechlich: es wachsen Karotten und allerlei anderes Gemuese. Das macht uns doch ein wenig froh.


Dort haben wir Marc, unseren Chauffeur getroffen, der uns dann noch zwei andere Rehazentren gezeigt hat. Nebenbei haben wir dann gefragt, ob er denn nun die Aufgaben von Gregoire uebernimmt, wenn Gregoire unterwegs ist. Und tatsaechlich: Marc ist hier Gregoires Vertreter, wenn dieser auf Reisen ist. Das ist gut. In den Zentren (beide etwas ausserhalb,
mitten im Busch) wohnen jeweils ca. 20-30 Maenner.

Die Zentren sind mitten in der Natur und es gibt viel Platz und alles ist sauberer, als in den Akutzentren. Die Arbeit dort beginnt grade erst wieder. Man sieht lauter leere Staelle, wo vor der Krise mal Huehner und Schafe gezuechtet wurden. Nun soll das alles langsam wieder aufgebaut werden. Deshalb haben wir gestern Schafe von einem zum anderen Ort gefahren. Das Problem ist, dass es die Rebellen gibt, die nachts kommen und die Schafe stehlen.

Auch waren wir wieder im Chu. Dort haben wir zusammen mit einigen Frauen Graine Nuesse mit Steinen geoeffnet. Die Kerne werden zu Oel verarbeitet. Meistens sind wir einfach da und verbringen ein wenig den Alltag mit den Frauen, helfen ihnen in der Kueche und lernen so die Besonderheiten der ivorischen Kueche kennen. Hier braucht man sehr viel Zeit, um die Dinge vorzubereiten und zu kochen, aber es ist schoen, weil man dies gemeinsam macht und dann viel Zeit zum reden und lachen ist. Die Kinder freuen sich, wenn wir Fratzen schneiden und Quatsch machen.Alles scheint wie eine grosse Beschaeftigungstherapie.







Leider ist die Idee mit dem Garten in CHU noch nicht auf fruchtbarem Boden gefallen. Es scheitert zum einen daran, weil Gregoire noch nicht zurueck ist und sich um ein Stueck Land kuemmern kann und zum anderen, weil viele Frauen gar nicht wollen. The same problems we know in Germany.

Heute frueh waren wir endlich verabredet, um das Frauenzentrum in Belleville zu sehen. Belleville soll ein Rehazentrum fuer die Frauen werden. Diejenigen, die nach einem Aufenthalt im CHU wieder stabil sind, sollen dort eine Ausbildung machen.

Morgens um neun gings also los. Zusammen mit einem Chauffeur und zwei Mitarbeitern von St. Camille sind wir circa 20 min in den Stadtteil Belleville und in das Zentrum gefahren. Das Zentrum wurde von der Schweizer Organisation ACTA Suisse gebaut und wird auch von dieser verwaltet und organisiert. Es ist super schoen da.


Die Gebaeude sind bunt bemalt und es wachsen huebsche Blumen, der Rasen ist gemaeht und alles ist bereit um dort mit der Rhea loszulegen. Ausserdem gibt es einen Kindergarten, in dem die Kinder der kranken Frauen plus die Kinder aus dem Viertel Belleville unterrichtet werden koennen. Die Schule ist auch das Einzige, das im April bereits begonnen hat. Fuer den Rest warten alle Beteiligten nur noch auf die Leute aus der Schweiz, dass diese weitere Anweisungen geben. Das ist echt schade, weil alle Mitarbeiter von St. Camille bereit sind um loszulegen. Und wenn man dann die Situation in CHU sieht und die Frauen dort, dann wuenscht man sich einfach, dass es so schnell wie moeglich oeffnen kann.


Danach haben wir dann noch den Markt in Belleville besichtigt. Er ist ruhiger und enger als im Zentrum von Bouake. Es war echt schoen. Die zwei Mitarbeiter haben uns dann alles gezeigt und wir haben sie mit unserer Art oft zum Lachen gebracht.


Mindestens 20 mal wurde uns inzwischen gesagt, dass wir nicht wieder hier weg duerfen, dass wir bleiben und in St. Camille arbeiten muessen. Dass es so scheint, als wenn wir alles hier an der Cote d'Ivoire moegen wuerden. Jetzt wollen sie uns Maenner besorgen. Wir lehnen stets dankend ab und freuen uns zusammen :)


Sonntag, 25. Juli 2010

Toepferdorf, Vorlesebuehne und Korhogo

Letzte Woche haben wir ein Toepferdorf besucht. Mit dem Auto und einem der Mitarbeiter vom Campus sind wir losgefahren Richtung Osten und schon 15 Minuten spaeter im Dorf angekommen. Sehr idyllisch ist es da: Die Stimmung ist ruhig und entspannt und die Kinder spielen vor den Huetten mit den Schildkroeten.



In der Mitte steht eine recht grosse Huette, in der die Menschen sehr schoene Toepfergegenstaende herstellen. Bei einer kleinen Fuehrung haben wir gelernt, dass hier die Frauen das Sagen haben! In einem recht langwierigen und aufwaendigen Verfahren wird der Ton gesiebt, mit Wasser verarbeitet und geformt.



Anschliessend mehrfach getrocknet (in der Sonne und im Schatten) und dann gebrannt. Da der Ton dann aber die typische erdige rote Farbe bekommt, wird er danach noch mit dem Abfallprodukt von Reis behandelt. Dieser wird heiss gemacht und der Ton darin eingewickelt. So bekommt er dann seine schoene schwarz-braune Faerbung.



Am Dienstag waren wir bei der Vorlesebuehne in der Universitaet. Die Deutsch-Studenten haben selbstaendig das Event organisiert. Nachdem sie in Abidjan das Konzept der Vorlesebuehne (kommt aus Berlin) kennen gelernt haben, wollten sie das nun auch in Bouake umsetzen. Dabei schreiben diejenigen die wollen Texte oder Lieder in einer beliebigen Sprache, die sie dann vor der Gruppe vortragen.



Die Texte waren sehr beruehrend. Vor allem die Ernsteren. So ging es in einem Text beispielsweise um den Traum eines jungen Ivorers, der sich wuenscht, dass irgendwann die Menschen aller Nationen und aller Klassen gemeinsam an einem Tisch sitzen werden. Ein anderer Student berichtete von seinem Frust ueber die Regierung und wie sehr diese das Leben beeinflusst. Ein Weiterer hat einen tollen Liedtext auf Deutsch vorgetragen. Die Studenten sind allesamt sehr talentiert!



Von Mittwoch bis Freitag sind wir nach Korhogo gereist. Korhogo ist etwas kleiner als Bouake (zwischen 100 000 und 200 000 Einwohnern) und circa 3 Stunden weiter im Norden. Dort angekommen sind wir erst mal auf den markt gefahren. Die Motofahrer dort sind wohl nicht so sehr an Weisse Menschen gewoehnt und auch nicht an zwei menschen auf einmal auf ihrem Moto. So mussten wir doch etwas laenger um die Preise feilschen und es gab nur Fussstuetzen fuer eine Person.



Der Markt war aber toll. Es gab total viele kuenstlerische Gegenstaende und geflochtene und getoepferte Sachen. Und ausserdem seltsame Maden, die man kaufen konnte!?


Am naechsten Tag sind wir nach Waraniene gefahren. Ein Weberdorf circa 10 Minuten entfernt. es war sehr schoen dort und eine lange lange Fuehrung hat uns gezeigt, wie man hier die tradtionellen Stoffe webt und die klassischen Tonperlen angefertigt werden.

Danach sind wir nach St. Camille von Korhogo gefahren. Es ist sehr gross und hat sehr viel Platz fuer die Menschen dort. Auch organisiert ist es sehr gut. Es gibt einen kleinen Garten fuer die Menschen zum Arbeiten direkt vor Ort und eine Kaninchenzucht. Es gibt ausserdem eine Erzieherin fuer die Kinder und eine Art Schule. Fuer die Menschen denen es besser geht gibt es ein feld etwas weiter weg, auf dem sie ueber den tag arbeiten. Insgesamt hat es uns dort echt gut gefallen. Der Ort kann den psychisch kranken Menschen bestimmt eine Stuetze sein! Wir hoffen, dass das Zentrum in CHU in ein paar Jahren aehnliche Arbeitsweisen und eine aehnliche Ausstattung haben wird.

Abends sind wir auf einen Berg gestiegen und haben uns die Landschaft von oben angeschaut.


Auf der Heimfahrt am naechsten tag haben wir einen kurzen Abstecher in den Busch gemacht und uns auf dem Campingkocher einen leckeren Kaffee bereitet. Danach gings gemuetlich und gut gelaunt mit viel Musik durch die gruene Landschaft nach Hause zurueck.


Wir sind gespannt auf die naechsten Wochen!

Samstag, 17. Juli 2010

Notre Dame in Yamoussukrou und Waisenhausbesuch


Letzte Woche besuchten wir die groesste Basilique der Welt in der Hauptstadt. Sie ist 17 m groesser als der Petersdom.
Sie ist wunderschoen, aber etwas verrueckt fanden wir es schon, so ein prunkvolles Gebaeude mitten in der Armut.




Waisenhausbesuch

Hier waren wir gestern zum zweiten Mal. Wir haben der Erzieherin geholfen beim waschen, wickeln, fuettern und spielen.
Hier sind wir immer wieder sehr gerne, auch, wenn wir einige unterernaehrte Kinder und Fruehgeburten hier sehen.















Gestern haben wir ein Waisenbaby zur Entlastung mit nach Hause genommen, es gefuettert, gebadet und ohne Kindergeschrei mal lange schlafen lassen.



Am Abend brachten wir es mit dem Mototaxi wieder heim (auf ein Mototaxi passen ein Fahrer, ein Baby, Ellen und Anna, bei den Ivorern passen noch saemtliche Reissaecke; Eierpaletten und Menschen zusaetzlich drauf).










Montag, 12. Juli 2010

CHU

CHU ist das Frauenzentrum von St Camille in Bouake. Hier werden alle Frauen untergebracht, die wegen ihrer psychischen Erkrankung nicht mehr in ihren Familien leben koennen. Die Gruende hierfuer sind verschieden. Entweder weiss die Familie nicht, wie sie mit den Erkrankten umgehen soll oder sie wissen nach unzaehligen Versuchen mit traditionellen Heilmethoden keinen weiteren Ausweg als die Hilfe durch St Camille.





Inzwischen ist das Wissen um die Hilfe durch St Camille fuer psychisch erkrankte Menschen relativ weit im gesamten Land verbreitet, sodass die Erkrankten selbst oder ihre Familien mit ihnen gemeinsam tagelange Maersche quer durch das Land auf sich nehmen, um hier Hilfe zu bekommen. Dennoch gibt es noch viele Menschen, die gezwungen von ihren Familien oder der Gesellschaft der traditionellen Medizin ausgeliefert sind. Die Menschen gelten hier als der 'Abschaum' der Gesellschaft. Sie sind nicht anerkannt und bekommen ausserhalb St Camilles keine Hilfe. Die Zentren in Bouake sind sozusagen der einzige Anker.





Viele Menschen werden ausserdem ambulant von den Aerzten behandelt. Sie leben in ihren Familien in den Doerfern und kommen circa einmal pro Monat in das Zentrum in Bouake, um Medikamente abzuholen und einen Arzt zu sehen.

Insgesamt leben circa 100 Frauen und vereinzelt auch Maenner im Zentrum in CHU. Es gibt viele erschreckende und auch viele schoene Momente, die man mit den Menschen hier teilen kann. Besonders freuen sich die Frauen einfach nur ueber unsere Anwesenheit. Wir brauchen kein grosses Programm, sie haben das groesste Laecheln im Gesicht, wenn man sich zu ihnen setzt, ihnen die Hand gibt und sie ein paar Dinge fragt.




Der Alltag verlaeft nach recht festen Regeln. Inzwischen haben wir zum Beispiel bemerkt, dass immer die selbe Frau das Essen ausgibt - die Chefin der Kueche. Sie ist eine Frau, die schon seit 10 Jahren in CHU lebt.


Gemeinsam werden ausserdem die Bohnen sortiert. Die Frauen verbringen den groessten Teil des Tages damit, die Zutaten fuer das Essen vorzubereiten. Die eingekauften Bohnen sind nicht alle gut, sie muessen in einem langen Prozess aussortiert, gewaschen und gespuelt werden.




An seltenen Tagen gibt es sogar Fisch zu essen. Insgesamt ist es aber so, dass die Mittel auch fuer Nahrungsmittel sehr knapp sind. Meistens gibt es Reis in Wasser zum Fruehstueck und Maisbrei zu Mittag. Das war dann auch schon alles. Mangelerscheinungen wegen fehlender Vitamine sind da auch nichts Ungewoehnliches. Auch die Zustaendigen hier erzaehlen immer wieder von den knappen finanziellen Moeglichkeiten bei der Nahrungsbeschaffung.



Heute haben wir den Kindern ein Springseil mitgebracht. Sie waren am Anfang sehr ungeduldig und etwas ungeschickt. Sie haben sich zwar gefreut aber irgendwie wollte es einfach mit der Koordination am Anfang nicht recht funktionieren. So kam es, dass die Frauen selbst das Springseil in die Hand nahmen und dann gings rund auf dem Hof und es wurde gelacht und gemeinam gezaehlt.




Sehr bewegend sind auch die Bilder der Menschen, die zusammengekauert auf dem Boden, auf Stufen oder an Baeme gelehnt sitzen. Hier ein paar Eindruecke:








Das waren die neuesten Bilder aus unserem afrikanischen Arbeitsleben. Wir hoffen, dass ihr euch die Situation hier mit Hilfe der Bilder besser vorstellen koennt. Und obwohl die Bilder doch sehr erschreckend sind muss man dennoch beachten, dass die Menschen teilweise fuer viele Jahre angekettet oder an Baemen festgebunden waren. Dass sie die Attraktionen in den Doerfern an der Leine waren, mit denen die Kinder spielten. Dass sie viele viele Jahre der Versuche der traditionellen Medizin ueber sich ergehen lassen mussten. CHU kann den Menschen einen Ort bieten, an dem sie sich sicher fuehlen. Hier koennen sie sich aufrappeln und dann wieder eigenstaendig leben oder eben auch bleiben. Ausserdem hat St Camille inzwischen weiterfuehrende Reha-Zentren, in denen die Berufstaetigkeit der Menschen gefordert und gefoerdert wird. Wir erinnern uns hier gerne und immer wieder an einen Leitsatz aus den Wohngemeinschften Huberstrasse des VSP: Den Menschen Heimat bieten oder auch Sprungbrett, um wieder in ein eigenstaendiges Leben zu starten!