Bonjour à tout le monde!

Ein herzliches Hallo an alle Freunde und Interessierte!

Auf diesem Blog berichten wir, Anna und Ellen, regelmäßig über unsere Erfahrungen an der Côte d'Ivoire.

Viel Spaß beim Lesen :)

Mittwoch, 23. Juni 2010

Die Arbeit geht los!

Nachdem wir am Montag im Buero des Verwalters von Saint Camille gemeinsam Plaene diskutiert haben, waren wir gestern das erste mal zum Arbeiten in CHU. CHU ist wie gesagt das Akutzentrum der Frauen von Saint Camille. Nach einer ersten Aufnahme im allgemeinmedizinischen Krankenhaus von Saint Camille in Nimbo werden Frauen mit akuten psychischen Erkrankungen nach CHU gebracht. Hier werden sie aufgefangen und stabilisiert. Sie bekommen Kleidung, Medikamente, Nahrung und einen sicheren Ort zum sein.

Hier werden wir die naechsten 7 Wochen arbeiten.

Gestern haben wir schon mal ein kleines bisschen das Sozialgefuege innerhalb des Zentrums kennen gelernt. Wir waren circa zwei Stunden bei den zustaendigen Frauen fuer die Kueche. Hier haben wir bemerkt, dass es durchaus eine Hierarchie unter den Frauen gibt, dass sie sich wie eine Art grosse Familie strukturiert haben und vor allem der Essenszubereitung und Essensvergabe eine wichtige Aufgabe zukommt. So wird eine der aelteren Frauen, die auch das Essen austeilt, sehr von den uebrigen respektiert.

In der Kueche hatten wir aber doch grosse Probleme mit der Sprache. Die Frauen sprechen zwar franzoesisch, aber mit einem sehr starken (afrikanischen?) Akzent, der es uns sehr schwer macht, zu verstehen. Dann mischen sie die Sprache haeufig noch mit Nushi (der Umgangssprache), die mit dem Franzoesischen nichts mehr zu tun hat. Wir haben trotzdem mit den Frauen kommuniziert, so gut es ging, Lieder gesungen, auch Weihnachtslieder (hier gibt es im franzoesischen und deutschen wohl die gleichen Melodien, deshalb konnten wir die zusammen singen :) ). Die Frauen gehen sehr offen mit ihrer Erkrankung um. Viele haben uns sehr schnell und ohne Umschweife ihre Diagnose erzaehlt und auch berichtet, wie lange sie schon in CHU wohnen. Trotz allem fuehlten wir uns nicht wie professionelle Hilfskraefte, sondern viel mehr als Eindringinge in ein uns unbekanntes System.

Heute waren wir wieder dort. Morgens haben wir uns ueberlegt, dass wir dringend ausfuerhlicher mit den zwei Zustaendigen Leiten von CHU sprechen muessen, dass wir die Hintergruende der Arbeit, das System und die Situation besser verstehen koennen, um auf der Basis dann Unterstuetzung zu leisten. Das Gespraech war sehr produktiv, wir haben viel erfahren und auch gemeinsam einige Ideen entwickelt.

Insgesamt hat uns das System und die Organisation sehr beeindruckt. Es gbt beispielsweise Patientenakten, in denen die wichtigsten Daten und Anamnese der Patienten vermerkt werden. Ausserdem bekommen die Mitarbeiter jeden Mittwoch eine Art Unterricht. Hier kommt ein Psychiater in das Krankenhausb Nimbo und berichtet ueber Behandlungsmethoden und darueber, was eine psychische Erkrankung ueberhaupt ist und wie man damit umgehen und den Menschen helfen kann. Ab heute Mittag wollen wir dort auch woechentlich teilnehmen. Wir sind gespannt!

Einige Problmeme konnten die Zustaendigen uns auch nennen: So gibt es beispielsweise zu wenig Medikamente, zu wenig Nahrungsmittel, zu wenig Kleidung, keine guten Putzmittel, allgemein Finanzierungsprobleme. Sie haben nur ein kaputtes Auto und koennen deshalb die notwendigen Dinge nur schwer beschaffen. Die Menschen, die neu in die Zentren kommen (teilweise verwirrt) laufen manchmal nachts weg und muessen wieder gesucht werden. Nachts ist nur ein Verantwortlicher als Aufsicht fuer circa 100 Menschen da, der dann eigentlich auch schlafen sollte. Hier fehlen auch die Mittel fuer weiteres Personal. So kann den zeitweise stattfindenden gewaltvollen Uebergriffen von Frauen gegen andere Frauen schwer interveniert werden. Es gibt auch hier Menschen, die keine Medikamente nehmen wollen. Dennoch muessen alle die Medikamente nehmen.

Tagesablauf in CHU:
6:00 die Kranken werden gewaschen, waschen sich gegenseitig (das ist interessant, die etwas Fitteren helfen denjenigen, die sich nicht selbst waschen koennen). Danch wird die Kleidung gewaschen.
7:00 Medikamenteneinnahme, danach Fruehstueck (2 Zustaendige besorgen die Nahrungsmittel und machen die Kueche)
8:00 - 12:00 Fuer Menschen, die in ihren Familien leben, aber trotzdem Medikamente nehmen gibt es die Moeglichkeit, in dieser Zeit Medikamente in CHU abzuholen. Die Frauen, die schon stabiler sind und Taetigkeiten uebernehmen koennen, kuemmern sich um die Kueche, um die Sauberkeit und um die anderen Kranken.
12:00 - 15:00 Pause
15:00 - 18:00 Immer Nachmittags um 15:00 Uhr kommt ein Arzt und untersucht die Menschen. Das wollen wir uns morgen mal genauer anschauen.

Das Ziel von CHU:
1. "Man braucht Leidenschaft und Mut, dann kann man hier arbeiten"
2. "Den Bruedern und Schwestern helfen"
3. Auffangstation fuer psychisch kranke Menschen, in der man sich stabilisieren soll, alltagspraktische Faehigkeiten wiedererlernen und praktizieren kann und sich in die Gesellschaft von CHU integriert.
4. Nach der Stabilisierung koennen die Menschen in das Rehazentrum Belleville wechseln, in dem sie dann Berufe erlernen koennen und auf das selbstaendige Leben vorbereitet werden. Leider ist Belleville im Moement noch zu, soll aber bald eroeffnet werden.

Wir uerberlegen jetzt, was wir mit den Frauen in CHU tagsueber machen koennen, um schon hier in CHU eine Taetigkeit anzubieten, der die fitteren Frauen nachgehen koennen. Heute haben wir erfahren, dass es schon einmal ein Feld direkt vor den Tuer gab, auf dem Dinge angebaut werden konnten. Leider hat der Direktor des Grosszentrums CHU (das Gelaende, auf dem die Akutpsychiatrie der Frauen steht, nennt sich auch CHU, unser Zentrum nennt sich eigentlich korrekt Saint Camille au CHU) das Feld nun der Psychiatrie wieder weggenommen, ohne eine Begruendung zu nennen. Niemand kann uns eine Begruendung nennen. Auf Nachfrage erfahren wir, dass grosses Interesse besteht, wieder ein Feld zu bebauen. Viele wollen gern dort arbeiten, es koennte Nahrung gewonnen werden, Arbeit fuer die Menschen. Das hoert sich fuer uns sehr interessant an. Hier wollen wir unsere Energie jetzt reinstecken und sehen, ob wir da was bei dem Direktor bewegen koennen. Das waer toll!

Wir melden uns wieder mit den Neuigkeiten.

Das soll noch gesagt sein: Hier gibt es circa 8 Millionen Eidechsen auf den Strassen (oder mehr) und soooo viele bunte, schoene, grosse Schmetterlinge!! Wir sind beeindruckt! Auch Eichhoernchen sind da und nachher ernten wir Orangen und Mandarinen, die langsam orange werden. Das Leben auf der Strasse ist bunt, die Menschen froehlich, alles ist wild und ducheinander und es riecht nach Afrika. Wir wissen wieder, warum wir hier sind! :)

4 Kommentare:

  1. hi, das freut mich, dass ihr richtig angekommen seid und jetzt ne perspektive und was zu tun habt und vor allem, dass ihr anscheinend endlich freude dran habt, dass ihr da seid. viele liebe grüße kerstin

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  2. Hi,
    klingt doch schon mal echt gut. Sagt auf jeden Fall Bescheid wenn das mit dem Feld klappt, ich würde gerne 20 oder 30 € spenden damit ihr Pflanzen/Samen kaufen könnt...wenn euch das hilft?!?

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  3. Hallo,
    wir verfolgen jetzt auch eure interessanten Berichte von der Elfenbeinküste und bewundern euren Mut und eure Leidenschaft ... (auf jeden Fall seid ihr ja schonmal was das Motto angeht genau richtig beim CHU)
    Herzliche Grüße aus Weilheim senden euch
    Silke und family

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  4. Hallo liebe Lisa,

    Das mit dem Garten scheint sich gut zu entwickeln.
    Wenn du was spenden magst, kannst du dich per E-Mail bei mir melden.

    Dicke Gruesse Ellen

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